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Smartes Leben & Elektroschrott

Smartes Leben & Elektroschrott

Der Ruf nach immer mehr und vor allem neuester Technologie sowie dem Versprechen auf immer bessere, schnellere und leistungsfähigere Produkte geht um die Welt: Handys, Smartphones, Computer, Fernseher, Drucker, Scanner. Egal ob alt, neu oder erst nur als Ideen von morgen − es wird getüftelt, geworben und produziert. Und während die Nutzer, Anbieter, Netzbetreiber, Hersteller, Politiker darüber jubeln und gewaltig vom Technikboom profitieren, wird eine der Kehrseiten verdrängt und wächst ständig an: Der Elektroschrott! Denn alles, was neu war, ist bald wieder alt. Und alles, was alt ist, wird bald unbeliebt oder unbrauchbar und damit zu Müll.

So fallen laut Statistiken jährlich EU-weit etwa 4 Millionen Tonnen ausgediente Fernseher, Radios, Computer, Handys usw. in Sammelstellen an. 853.000 Tonnen davon allein in Deutschland. Das sind rund 10,3 Kilogramm pro Kopf. Und ein Ende ist nicht abzusehen.

Welche Folgen hat das für:

  • die Umwelt?
  • die Ressourcen?
  • unsere Zukunft?

Und welche Möglichkeiten gäbe es, dem wachsenden Müllproblem zu begegnen?

Fortschritt & Abfall

Mit Beginn der industriellen Revolution, der Massenproduktion, der Erfindung neuer „Stoffe“, Materialien und Produkte wie Plastik oder später auch Elektronik und steigendem Konsumverhalten steigt signifikant auch die weltweite Menge an Abfall.

Doch spielte das Müll-Problem im „primitiven“ Mittelalter oder sogar bis vor 80 Jahren etwa, also zu Uromas Zeiten, als gesellschaftliche Umweltkatastrophe und ökologisches Desaster, an dem die Menschheit zu ersticken droht, noch fast keine Rolle. So heißt es in einem interessanten Beitrag des Bayerischen Rundfunks vom 13.02.2020:

„Im Mittelalter gab es keine Müllabfuhr. Der Müll wurde einfach aus dem Fenster gekippt. Das war zwar ekelig, aber eigentlich kein Problem. Denn das meiste Zeug, das aus dem Fenster flog, waren Gemüsereste, abgenagte Knochen und „Fäkalien“, also das, was sich im Nachttopf befand.

„Alles Biomüll“, könnte man sagen. Dieser Müll wurde einfach vom Regen weggewaschen oder in den nächsten Stadtbach oder Fluss geschwemmt. Ein Teil wurde von Tieren gefressen, der Rest löste sich ziemlich schnell auf. Müll, wie wir ihn heute kennen, gab es damals auch gar nicht. Es gab nur die Art von Müll, die von selbst verschwindet. Sie wurde aber nicht Müll, sondern „Unrat“ genannt. Alles andere war kein Müll, denn es wurde nicht weggeschmissen, sondern wiederverwertet. Stoffreste, Metall oder Glas waren viel zu wertvoll, um einfach weggeworfen zu werden. Wenn etwas kaputt ging, wurde es zu etwas Neuem umgearbeitet. Aus Stoffresten entstand ein neues Kleidungsstück, aus Metall schmiedete man Nägel.“

Nachdem man den stinkenden (Öko-) Abfall auf den Straßen als zu unangenehm empfand, schickte man – wie die Autoren des Artikels meinten – beispielsweise im mittelalterlichen München „Rennschweine“ durch die Straßen, die allen Abfall auf ihrem Weg durch die Straßen fraßen. Womit man den Müll einfach in nutzbaren Speck umwandelte. Heute würden wir wohl Biotonne oder Biogasanlage dazu sagen.

Als man bemerkte, dass die Schweine-Idee auch Unrat hinterließ, kam man auf die Idee, mit Pferdekarren den „stinkenden Mist“ einfach aus der Stadt zu karren, wo er sich in Kompost verwandelte. Und der Gedanke an eine Müllabfuhr entstand. Aber wohl auch das heute übliche Denken „aus den Augen, aus dem Sinn“.

Fortschritt & Abfall

Wie unser Denken sich wandelte

Bis vor 80 Jahren, zu Uromas Zeiten also, war alles noch anders. Das berichtet auch ein Beitrag der Stadtwerke Singen unter dem Thema Abfall – früher und heute:

„Auf dem Einkaufszettel der Ur-Oma hätten beispielsweise folgende Artikel stehen können: 3 Liter Milch, 2 Pfund Brot, 1,5 kg Kartoffeln, 4 Äpfel, 1 kg Mehl etc. Brot und Mehl hat die Ur-Oma damals beim Tante-Emma-Laden erhalten, Kartoffeln, Äpfel und Milch beim Bauern nebenan oder aus dem eigenen Garten. Die Ur-Oma hat alles lose in ihren mitgebrachten Korb gelegt, für die Milch hat sie eine Kanne mitgenommen. Für andere Produkte wie beispielsweise Butter hatte sie auch einen kleinen Behälter dabei.“

Heute, da wir die Dinge des täglichen Bedarfs, Nutz- oder Alltagsgegenstände und moderne, elektrische Geräte wie Handys, Computer, Kleidung usw. bequem per Hochglanzkatalog auch online bestellen und uns Lebensmittel ins Haus liefern lassen können, ist uns das „mittelalterliche Denken“ – all das als kostbar wertzuschätzen und entsprechend wiederzuverwerten oder ohne Verpackungsmüll einzukaufen − verlorengegangen. Schließlich gibt es ja auch genug, wird ständig neu produziert oder werden die Regale ständig nachgefüllt. Was den Anschein erweckt, es sei auch alles immer im Überfluss da.

Die Abwanderung aus ländlichen Gebieten in die Städte und Metropolen, auch Urbanisierung genannt, boomt: Mehrere Generationen kennen es inzwischen gar nicht mehr anders, wachsen in Städten und Metropolen auf. Wo sie versorgt und umsorgt werden und ihr Einkommen bestreiten (möchten).

Der entwurzelte Mensch

Dort sorgen gezielte Werbekampagnen dann dafür, dass sie in eine Art Kaufrausch verfallen. Und ständig neu kaufen (sollen). Denn Konsumieren und Vergnügen sind zu einer Art neuem Lebenssinn geworden. (Siehe in: Hamer, Eberhard: Visionen 2050 − Wohin steuern wir? Kopp Verlag 2016. S. 232. Kapitel 10: Wertewandel, Lebenswerte bis 2050)

Dabei scheinen ganze Großstadt-Generationen zu vergessen, dass Industrienationen und Konsumenten das Müllproblem, an dem die Welt neuerdings erkrankt, verursachen. Nicht die „überbevölkerten“ Entwicklungsländern, die wohl noch mehr – so wie frühere wertschätzende Generationen auch – aus dem Müll, den wir dorthin für Devisen exportieren, etwas Wertvolles machen. Während sie insgeheim natürlich nach unserem Luxus streben und auch gern so viel wie wir wegwerfen und neu nachkaufen würden …

Profitsucht als Müllverursacher

Und während sich Zukunftsforscher und Politiker heute große Sorgen machen, sind Versuche zu erkennen, die sogenannten „Konsumenten, Endverbraucher und Hersteller“ zum Umdenken zu zwingen. So werden neuerdings EU-weite Gesetze erlassen, die Einweg-Plastik verbieten sollen, um der sich immer mehr zuspitzenden Lage Herr zu werden. Wobei eine Gesellschaft, die Wertschätzung und den früher natürlichen Begriff der „Nachhaltigkeit“ leben würde, wie es mittelalterliches Denken ganz natürlich praktizierte, sich diese Frage überhaupt nicht stellen und alle neuen Gesetze zur Plastikbekämpfung gar nicht brauchen würde.

Oder einfach ausgedrückt: Warum kommen wir nicht als Hersteller, Produzent, Erfinder oder Käufer darauf, gleich von Anfang an Wiederverwertbares zu benutzen, statt erst Jahrzehnte verstreichen zu lassen, in denen wir Milliarden Tonnen Müll produzieren, um dann Gesetze zu verabschieden, die die Notlage regeln sollen? Sollte ökologisches Denken und Verhalten nicht ganz natürlich sein?

Antwort: Weil bei diesen Versuchen, die Welt oder unsere Ozeane, die buchstäblich ebenfalls im Müll ertrinken, zu retten, neben der öffentlich anhaltenden Diskussion einen wichtigen Punkt übersehen: Dass etwas von uns Besitz ergriffen hat, das sich „Profitsucht und Streben nach schnellstmöglichem Wachstum“ nennt, welches mit Gesetzen nicht so leicht zu beherrschen ist.

Das Moore‘sche Gesetz

Hinzu kommt, dass die Technologie ständig weiterentwickelt, verbessert, erneuert oder perfektioniert wird. Bei Computern verdoppelt sich demnach etwa alle 8 Monate, als Faustregel in der Entwicklung, die Rechenleistung. Was nach Gordon Moore, Mitbegründer der Intel Corporation, 1965 (als Moore‘sches Gesetz) formuliert wurde. Und übersetzt etwa bedeutet, dass heutige Mikroelektronik wie Computer, Laptops oder auch Handys in 8 Monaten wieder veraltet sein werden. (Siehe auch in: Kaku, Michio: „Die Physik der Zukunft − Unser Leben in 100 Jahren“. Rowohlt-Verlag 2013. S. 38 ff)

Schoppen ein neues Lebensziel?

Gleichzeitig wird der sogenannte Endverbraucher ständig angehalten oder auch geschickt vom Handel durch Werbung manipuliert immerfort neu nachzukaufen, um „modern, aktuell, hipp, cool oder in“ zu sein. Was zur Folge hat, dass wir gesellschaftlich konditioniert werden, ständig neu nachzukaufen, auch wenn das Alte eigentlich noch gut und brauchbar ist. Womit nächste Generationen zu einer Wegwerfgesellschaft erzogen werden, die ständig das Neueste vom Neuen will. So ist Shoppen zu einer Krankheit namens Kaufsucht oder sogar zu einem neuen gesellschaftlichen Lebenssinn geworden.

Tricks und Kniffe der Industrie

Außerdem hat die Industrie längst entdeckt, dass es nicht weise ist, Dinge mit langer Haltbarkeit zu produzieren, da dies den jährlichen Umsatz einer auf ständige Gewinnmaximierung getrimmten Weltwirtschaft schmälert. Und so kamen dortige kluge Rechner auf die Idee, dass man auch schneller verschleißende Teile in bestimmte Produkte einbauen könnte, damit beispielsweise eine Waschmaschine nicht mehr ein Leben lang, sondern nur noch einige Jahre hält. Und bald wieder nachgekauft wird. Was die Produktion ankurbelt und wiederum Arbeitsplätze schafft, womit dann letztlich auch die Politik zufrieden ist. Da sich sinkende Arbeitslosenzahlen politisch gut vermarkten lassen. Was aber auch wieder das Müllproblem verschärft.

Eine Flut an Billigprodukten

Zu diesen Problemen kommt noch eine wahre Flut an Billigprodukten, mit denen der Handel aus „billig produzierenden Ländern“ wie China überflutet wird, hinzu. Was wiederum die Wegwerf-Mentalität fördert. Denn billige Produkte kosten ja fast nichts und können schnell nachgekauft werden.

Eine Flut an Billigprodukten

Viele Ursachen, ein Problem: Müll!

So ist es nicht verwunderlich, dass die zivilisierte Welt im Müll versinkt. Und nur ein verhältnismäßig geringer Teil der Weltbevölkerung die meisten Rohstoffe verbraucht. Während sogenannte Entwicklungsländer durch Lizenzverträge mit reichen Industrienationen oder Konzernen um ihre Reichtümer gebracht werden. Und sogar den Müll der reichen Industrieländer aufkaufen, der dann dort teilweise illegal auf riesigen Halden – beispielsweise wie in Malaysia − unter freiem Himmel „entsorgt“ oder verbrannt statt recycelt wird.

Der Müllberg wächst!

Bei diesen Praktiken ist leicht vorhersehbar, dass durch die auf schnellen Profit orientierte Industrialisierung und das Nachziehen sogenannter Schwellenländer, die alle so „verschwenderisch“ wie der Westen leben und genießen wollen, das weltweite Müllproblem weiterhin wächst. Auch wenn die Coronapandemie den Export/Import erst einmal etwas zum Erliegen brachte.

 Zitat von Joachim Wille, Klimareporter:

„Laut dem am Montag veröffentlichten UBA-Bericht fielen 2017 insgesamt 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an – das bedeutet einen Anstieg um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das heißt: Pro Bundesbürger entstehen im Schnitt 226,5 Kilogramm Verpackungsmüll. Die privaten Endverbraucher sind dabei für fast die Hälfte des Gesamtaufkommens verantwortlich, nämlich für 47 Prozent. Und dieser Anteil ist mit 3,8 Prozent auch noch überproportional gewachsen.“

Aber nicht nur Plastikmüll, sondern auch Elektroschrott verursacht hierzulande oder weltweit immer mehr Probleme.

Elektroschrott − ein wachsendes Problemfeld

Denn das wachsende Konsumverhalten und die vorher abgebildeten Problematiken bilden einen ständigen Zuwachs nicht nur an Kleidungs- und Plastikmüll oder Bauschutt, sondern auch an Elektromüll.

Zitat aus einem diesbezüglichen Beitrag:

„Nimmt man eine Weltkarte zur Hand und färbt die Regionen ein, in denen besonders viel Elektroschrott pro Kopf produziert wird, dann wird es dunkel in Europa, in Nordamerika, in Australien und Neuseeland. Auf einen US-Amerikaner fielen im letzten Jahr im Schnitt etwas mehr als 19 Kilogramm Elektroschrott, auf einen Deutschen knapp 23 und auf einen Norweger mehr als 28 Kilogramm. 2019 verursachten alle Menschen weltweit über 53 Millionen Tonnen Elektroschrott, bestehend aus alten Handys, PCs, Kühlschränken oder Fotovoltaikanlagen. Ein Gewicht, das 5300 Eifeltürmen entspricht.“

Damit hat die Menge an Elektroschrott bis 2020 etwa um 21 Prozent zugelegt und ist Haushaltsmüll der am schnellsten wachsende Bereich.

Ursachen des wachsenden Elektroschrottes

Offizielle Ursachen sind:

  • der zunehmende Konsum an Elektrogeräten (auch in Entwicklungsländern),
  • die Kurzlebigkeit der Produkte,
  • eine zunehmende Schwierigkeit, Elektrogeräte reparieren zu lassen.

Interessenskonflikte

Einerseits ist die Wirtschaft vor allem nach der Coronapandemie nun bestrebt, den Konsumenten zum Mehrkauf anzuregen, um Einbußen wettzumachen und will der „ehemals zurückgesperrte“ Mensch nun auch wieder LEBEN genießen. Andererseits verursacht dieses Streben nun aber auch wieder mehr Müll. Und es ist leicht auszurechnen, ohne ein Mathematikgenie zu sein, dass das Leben und die Umstellung auf Homeoffice weltweit massiv mehr Elektroschrott verursachen werden.

Somit müssen wohl die Statistiken der prognostizierten Elektroschrott-Zuwächse für 2022 von weltweit 59,4 Millionen Tonnen auf 74,7 Millionen Tonnen bis 2030 nach oben korrigiert werden.

Rohstoffe, die auf dem Müll landen

Doch in diesen elektrischen Geräten befinden sich viele wertvolle Rohstoffe, wie beispielsweise Kupfer oder sogar Goldlegierungen. Sodass wir nicht nur das Müllproblem schüren, sondern auch das Rohstoffproblem. Denn das Recycling dieser wertvollen Materialien oder allgemein von Elektroschrott steckt noch in den Kinderschuhen. Wobei neuerdings seit 2018 in Deutschland auch Schränke mit verbauten elektrischen Teilen (Leuchten) oder blinkende Turnschuhe u. Ä. als Elektroschrott gelten. Wie man in einem Infoblog des NABU (Naturschutzbund Deutschland) nachlesen kann.

Dabei landen, laut NABU, viele elektrische Geräte nicht in Sammelanlagen, sondern im Müll:

„2020 wurden grade einmal 44,1 Prozent der verkauften Elektroaltgeräte getrennt gesammelt, dabei schreibt das Gesetzt eine Quote von mindestens 65 Prozent vor. Durchschnittlich werden in Deutschland pro Jahr mehr als eine Million Tonnen Elektroaltgeräte nicht erfasst. Das entspricht etwa dem Gewicht von 100 Eifeltürmen.“

Weitere Problemfelder

Womit sich bereits beim Sammeln Probleme ergeben. Auch nehmen leider viele Handelsgeschäfte Altgeräte nicht zurück, obwohl sie laut NABU dazu gesetzlich verpflichtet sind. Weitere Problemfelder stellen dann das Trennen in nutzbare Ressourcen (wie Metalle oder recyclebaren Kunststoff) und giftige/unbrauchbare Materialien/Restabfälle dar, die thermisch verwendet (verbrannt) werden.

Die thermische Verwertung, egal ob Plastikmüll, Restmüll oder nicht verwertbarer giftiger Abfall aus Elektroschrott, wird politisch korrekt gern mit zum Recycling oder zur Wiederverwertung gezählt. Doch bei genauerem Hinsehen entstehen dadurch wieder neue Problemfelder. Denn:

  1. Gehen so Rohstoffe für immer einem tatsächlichen Kreislauf verloren (werden sprichwörtlich verbrannt).
  2. Entstehen daraus wieder giftige Rückstände oder Schlacken, die auf Sonderdeponien gelagert werden müssen und dort das Grundwasser usw. bedrohen.
  3. Stellt sich eine Politik, die das befürwortet und gleichzeitig postuliert, die Klimaziele erreichen und weniger Schadstoffemissionen in die Atmosphäre schicken zu wollen, selbst ein Bein. Da die Müllverbrennung oder besser gesagt Verbrennung von Rohstoffen auch wieder schädliche Abgase erzeugt. Und das Klima aufheizt.
  4. Ist es dann kein Wunder, wenn eine Zivilisation durch diese Vernichtung von Rohstoffen schon jetzt „zwei oder bald mehr Planeten“ zum Leben braucht, da sie sich wie ein Heuschreckenschwarm, der nur konsumiert und nicht an die Folgen denkt, benimmt.

Nachhaltigkeit nach dem Vorbild der Natur

Tatsächlich sollten wir, wenn wir künftig nicht an unserem Müllproblem ersticken wollen, vielmehr von der Natur oder vielleicht auch aus den eingangs beschriebenen Praktiken des Mittelalters oder aus Omas Zeiten von vor 80 Jahren etwas Lebensnotwendiges lernen. Denn erstaunlicherweise produziert die Natur jährlich Unmengen an Abfall zum Beispiel aus Blättern oder umgestürzten Bäumen, Tierkadavern usw., den sie aber komplett wiederverwertet.

Nachhaltigkeit nach dem Vorbild der Natur

Also nur nehmen und wegwerfen oder verbrennen und große Mondlandschaften überall auf der Erde hinterlassen, wie wir es in Bergbaugebieten tun, das kennt die Natur nicht. Sie kennt nur Wiederverwertung. Und zwar schon lange Zeit, bevor das Wort „Recycling“ überhaupt erfunden wurde. Und vielleicht täten wir Menschen gut daran, wieder von ihr zu lernen, wie man alles, aber auch wirklich alles wiederverwertet?

Im Mittelalter warf man schließlich auch nicht alles weg, sondern machte etwas draus! Nutze es, bis es nicht mehr ging. Oder nutzte Materialien, die von der Natur wiederverwertet werden können. Demnach war das Mittelalter zwar primitiver vom Wissen und dem religiösen Fanatismus her. Jedoch fortschrittlicher als wir mit unserem ständig steigenden, unermesslich wachsenden Müllproblem. Wobei nun Mikroplastik bereits in unseren Blutbahnen zu kreisen beginnt und wir immer noch fleißig weitermachen, als würde da nichts geschehen und sei es das Einfachste von der Welt, immer mehr Müll zu produzieren!

Erste alternative Ansätze

Nun, niemand möchte natürlich gern zurück ins „primitive“ Mittelalter und so stellt sich natürlich die Frage, wie man denn zivilisiert leben könnte, um dabei nicht auf alte „mittelalterliche“ Praktiken zurückgreifen zu müssen. In der Tat gibt es hier glücklicherweise bereits ein paar interessante Denkansätze, die uns etwas Hoffnung geben, dass die Menschheit doch noch nicht ganz verloren ist und in einem Meer aus Müll ertrinkt. Das im Grunde schon jetzt an unsere Küsten gespült wird.

Ökoeffektivität statt Ökoeffizienz

Wenn wir die Natur betrachten, werden wir feststellen, dass sie aus dem Vollen schöpft, aber dennoch kein Müllproblem kennt. Sie ist ökologisch gesehen sehr effektiv im Verstoffwechseln − also ökoeffektiv. So produziert die kleine Ameise, die wie wir Menschen in großen Gemeinschaften lebt, ausschließlich Nährstoffe und keinen Abfall. Wozu der Chemiker Michael Braungart, einstiger Greenpeace Aktivist, meint:

„Wenn wir so intelligent handeln würden wie die Ameisen, dann könnten wir sogar 30 Milliarden Menschen auf der Erde sein, und die anderen Lebewesen würden sich noch freuen, dass es uns gibt. Wir würden von Schädlingen zu Nützlingen.“

(Eberl, Ulrich; „Wie wir schon heute die Zukunft erfinden“, Beltz & Gelberg-Verlag 2011, S. 168/169)

Viele Firmen oder auch Politiker streben jedoch nach der Ökoeffizienz. Was bedeutet, sie wollen möglichst wenig Ressourcen verbrauchen und möglichst wenig Schadstoffe erzeugen. Das Gegenteil der Natur, die viel erzeugt und verbraucht, aber auch wieder alles umwandelt.

Eine Welt ohne Verbraucher?

Braungarts Vision beinhaltet eine Welt, die den heutigen Verbraucher nicht mehr kennt, sondern vielmehr ebenfalls alles, was gebraucht und genutzt wird, auch wieder verstoffwechselt (Cradle to Cradle auch C2C abgekürzt genannt). Ein Verbrauch findet damit nicht mehr − so wie heute noch üblich − statt.

Das wird bereits bei:

  • T-Shirts, die letztlich auf dem Kompost wieder in den Kreislauf des Lebens zurückgeführt,
  • oder Autokarosserien, die wiederverwertet werden können,
  • in Komposttoiletten, die fertigen Mutterboden statt Wasserverschwendung produzieren
  • oder komplett recyclebaren Turnschuhen z. B. von Nike umgesetzt.

So nimmt eine ökoeffektive Gesellschaft nach Braungart also langsam tatsächlich Gestalt an. Inzwischen soll es schon über 600 Produkte geben, die diesen Trend umsetzen. Darunter interessieren sich auch große Firmen wie BASF, Volkswagen oder Airbus dafür. Beispielsweise für kompostierbare Sitzbezüge für den Airbus A380, die bisher als Sondermüll entsorgt werden mussten, was somit sogar noch Kosten spart.

Elektroschrott wie Fernseher & Autos im Recycling-System

Elektroschrott wie Fernseher & Autos im Recycling-System

Doch wie müssen wir uns das Konzept dann auf Alltags- oder Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Fernseher oder Autos vorstellen? Dazu meint der Ökoeffektivitäts-Visionär Michael Braungart:

„Wir müssen alles noch einmal neu erfinden − ausgehend von der Frage: Was will der Kunde? Der möchte eben nicht die Verantwortung für einen Fernseher mit über 4.000 giftigen Chemikalien übernehmen, sondern er möchte einen Film sehen. Und er möchte eigentlich kein Auto besitzen, sondern mobil sein. In solchen Fällen bietet es sich an, die Nutzung und nicht das Produkt zu verkaufen. Eine Art Ökoleasing also. Die Unternehmen würden dann nicht mehr das Billigste verbauen, sondern das Beste – das, was am besten wiederverwertbar ist. Zum Beispiel konstruieren wir für einen Fahrzeughersteller eine Autokarosserie, deren Teile nicht geschweißt, sondern verklebt werden. Nach Gebrauch (z. B. Ablauf des Leasingvertrages nach 100.000 km/Anm.) wird die Karosserie einfach in ein Tauchbad getan, wo Bakterien den Kleber zersetzen. Die einzelnen Teile können anschließend erneut verwendet werden.“

(Eberl, Ulrich: „Wie wir schon heute die Zukunft erfinden“, Beltz & Gelberg-Verlag 2011, S. 170)

Der Prophet im eigenen Land

Während dieses C2C-Konzept in den USA große Erfolge feiert, weltweit immer mehr Fans gewinnt und Steven Spielberg, Brad Pitt, Cameron Dias dafür werben oder sogar Millionen Dollar spenden, sind die sonst so umweltbewussten Deutschen demgegenüber laut Braungart noch sehr skeptisch:

„Viele Deutsche romantisieren die Natur zu sehr und empfinden technische und chemische Innovationen schnell als Bedrohung.“

(Eberl, Ulrich: „Wie wir schon heute die Zukunft erfinden“, Beltz & Gelberg-Verlag 2011, S. 170)

Weitere Ideen für eine ökologisch-nachhaltige Welt

Braungart ist jedoch nicht der Einzige, der sich den wachsenden Herausforderungen des Müllproblems stellt. So gibt es seit einiger Zeit bereits verschiedene Ideen oder Möglichkeiten, Plastikmüll nicht mehr zu verbrennen, sondern wieder in reines Erdöl zurückzuverwandeln. Womit ebenfalls wieder eine Art Kreislauf geschaffen werden könnte, wenn man diesen Rohstoff, der heute überall in Massen verwendet wird, nicht in Verbrennungsmotoren oder als Heizöl verbrennt. Die Rede ist hier vom Ölrecycling, auch ReOil genannt.

ReOil − aus Plastik wird Öl

Eine dieser sogenannten ReOil-Anlagen ging als Pilotanlage im österreichischen Schwechat bei Wien 2018 in Betrieb:

„Bei der derzeitigen Pilotanlage, die seit 2018 in Betrieb ist, kann pro Stunde aus rund 100 Kilogramm Verpackungsmüll wiederum etwa 100 Liter Rohöl gewonnen werden. 450 Tonnen Plastik sind mittlerweile dort bereits verarbeitet worden, sagt Stefan Pirker, Leiter von Plastic2Oil der OMV in Schwechat, stolz: ,Es ist eine sinnvolle und wichtige Ergänzung für die zukünftigen Recyclingquoten.'“

Weitere Anlagen sollen gerade vom Saudischen Petrochemie Konzern Sabic zusammen mit dem britischen Unternehmen Plastik Energie für das wachsende ReOil-Geschäft im niederländischen Geleen geplant sein. Die 25.000 Tonnen Plastik pro Jahr durch Zufuhr von Hitze und Druck so aufbereiten, dass die polymeren Ketten der Kunststoffe aufgespalten und am Ende in synthetisches Rohöl umgewandelt werden können. Eine weitere Anlage soll evtl. im oberbayerischen Burghausen/Landkreis Altötting/Deutschland entstehen. Wenn auch keine Abkehr vom Öl, so wird dadurch jedoch ein Weg aufgetan, mit dem wachsenden Müllproblem fertig zu werden. Und zumindest einen Teil davon wieder zu recyceln. So wie es die Erde durch hohen Druck und weitere Prozesse seit Langem tut und Holz in Kohle und später in Öl verwandelt.

Autofahren ohne Ölwechsel

Jährlich werden etwa 39 Milliarden Liter Schmieröl weltweit verkauft oder Altöl durch Neuöl ersetzt. Doch teure Ölwechsel und damit auch verschmutztes Altöl zu sparen, das als giftiger Sondermüll behandelt werden muss und deren Behälter aus Plastik bestehen, hilft eine mit mehreren Innovationspreisen und Fördergeldern des Landes Sachsen-Anhalt geehrte Erfindung aus Dessau-Roßlau von Martin Kemper. Die er Öldialyse nennt und durch ein weltweites Patent schützen ließ. Womit Milliarden Liter Motoröl weltweit nicht mehr ausgetauscht, sondern im Fahrzeug selbst gereinigt werden können. Dass das funktioniert, bestätigen bereits Mercedes in Berlin, Hafenfährenbetreiber in Hamburg, Städtische Busse in Fulda, Geilenkirchen, Mönchengladbach. Die diese umweltschonende Reinigungsmethode neben den Armeefahrzeugen in Luxemburg bereits nutzen. Weshalb sich Martin Kemper mit seiner um 2010 gegründeten IMT-GmbH auch offiziell als NATO-Zulieferer bezeichnen darf. Wie ein diesbezüglicher Spiegel-Magazin-Artikel bereits 2013 berichtete.

Ökologisch und ökonomische Elektroschrott-Aufbereitung in Gottmadigen

Dem Hightech-Boom und wachsendem Elektroschrott-Problem mit Innovation und Erfindungsreichtum zu begegnen, ist auch die Vision des Recycling-Unternehmens Arra Terra in Gottmadingen/Baden-Württemberg. Über das das Magazin Raum & Zeit bereits in einem Beitrag von Hans-Joachim Ehlers in Heft 5/2010 mit dem Titel „Wo die Ökologie ökonomisch wird“ berichtete.

Dort ist es offensichtlich gelungen, durch spezielle Verfahren, wie durch statische Aufladung von Elektrokabeln, Elektromüll so gründlich voneinander zu trennen, dass man praktisch beispielsweise Kupfer von höchster Reinheit (99,9 Prozent) wiedergewinnt. Was sich dann sehr gut verkaufen lässt und woraus man wieder neue Produkte herstellen kann. Aber auch Plastik, Glas, Edelmetalle, Holz usw. trennt und zermahlt (granuliert) das Recycling-Unternehmen auf spezielle Art mechanisch so fein, dass man daraus wieder reine Rohstoffe für neue Produkte gewinnt. Die dem wachsenden Rohstoffhunger der Industrie wieder zugeführt werden können. Dem Artikel zufolge plant die Firma künftig in jedem Bundesland mindestens eine Anlage zu errichten, um so bei 24 bis 60 Tonnen Kapazität pro Tag wenigstens 2 Prozent des jährlich anfallenden Elektroschrotts zu recyclen.

Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, dem hoffentlich bald weitere und größere folgen werden.

Maik Lindner

Quellen

Bücher & Zeitschriften

  • Eberl, Ulrich: „Wie wir schon heute die Zukunft erfinden“. Beltz & Gelberg-Verlag 2011
  • Ehlers, Hans Joachim: Magazin Raum & Zeit. Heft 5/2010
  • Hamer, Eberhard: Visionen 2050 − Wohin steuern wir? Kopp Verlag 2016
  • Kaku, Michio: „Die Physik der Zukunft-Unser Leben in 100 Jahren“. Rowohlt-Verlag 2013

Internet

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